Mountainman Trail Cup 2023 | Nesselwang

2. Rennen des Cups - Die Schlammschlacht von Nesselwang

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„Die Schlammschlacht von Nesselwang“ – jetzt schon ein episches Race des Mountainman Trail Cup. 33K mit 1961hm (Garmin) auf der L-Strecke, die der Veranstalter selbst schon im Vorfeld als „abenteuerlich“ bezeichnete und dabei ganz sicher nicht übertrieben hat. Noch so ein Zitat „Ihr seid jetzt am Start und wisst also worauf ihr Euch eingelassen habt“. Dachten wir auch, aber es war stellenweise wirklich übel.
 

Tagelang hat es vor dem Event geregnet und ich ahnte bereits Böses, da Nesselwang quasi zu meinen Homespots gehört und ich dort oft laufe. Auch die Strecke ist mir nicht unbekannt. Auf der Hinfahrt gab es vor allem Eines: Nebel – ach ja, und Regen. Eine Stunde vor dem Startschuss stand ich dann auf dem Parkplatz unweit vom Start und überlegte mir, was ich heute mit auf den Trail nehme. Kurze Hose, lange Hose, Regenjacke unstrittig, Poles ebenso unverzichtbar.
Schuhe? Da im Prinzip der ganze Anstieg erfahrungsgemäß eine mittlere bis Vollkatastrophe ist, sollte es der Topo MTN Racer 3 werden. Heute hat Profilhöhe Prio und das multidirektionale Vibram-Profil könnte einen Unterschied ggü. dem Topo Ultraventure 3 machen, den ich hier gerne laufe.
 
Mountainman Trail Cup 2023 | Nesselwang

Mountainman Trail Cup 2023 | Nesselwang

Rennstart á la Tough Mudder
Pünktlich zum Start wird der Regen deutlich intensiver. Herrlich, nicht dass hier die Trails austrocknen!
Nur ein paar Hundert Meter bis zum ersten Anstieg (und gleichzeitig letztem Downhill) , der so tief und rutschig war, dass der Puls gleich da war, wo man ihn so früh überhaupt nicht haben will.
 
Bis zum ersten VP, und nach 700hm, dachte ich mir noch, war doch keine gute Idee die Regenjacke anzulassen – obwohl es  regnete. Zu warm. Aber immerhin im Wald. Zwei Mal bin ich folgenlos kapital gerutscht und musste feststellen, ab einer gewissen Tiefe Schlamm hilft das tollste Profil einfach nicht mehr. Trotzdem hat der Topo MTN Racer 3 gut funktioniert.
 
An VP1 wollte ich die Jacke endlich ausziehen und hab es mir 3 Sekunden später anders überlegt. Viel zu kalt da oben in den Wolken. Das Gerutsche ging lustig weiter und hat unfassbar viel Kraft benötigt, die Pace gedrückt. Davon haben sich die Pros nicht beeindrucken lassen, wir Normalsterbliche haben dann doch eher „Safety first“ gelten lassen. Einmal unglücklich stürzen und man knallt mit der Wirbelsäule wahlweise auf Wurzelsteige oder schroffen Fels. Das ist es nicht wert. Im Trockenen kann man dort super laufen – aber gestern war nicht Sommer, und irgendwie auch nicht Frühjahr, es war mehr Sumpfsaison.
 
2023 | Nesselwang

2023 | Nesselwang

 
Die Reuterwanne – bei schlechtem Wetter das ungeliebte Kind
Um es kurz zu machen, einige sehr nette Bekanntschaften gemacht (viele Grüße an Daniel, Dirk und Alfred), einmal fett verlaufen, zigfach folgenlos gestürzt und an den zwei Gipfeln der Reuterwanne schier verzweifelt, wo das Wasser den Berg hinunterlief, alles maximal aufgeweicht war. Vor allem der letzte steile Peak hat mir alles abverlangt.
 
Hinunter zum Grüntensee wieder einmal auf einer schmierigen Rodelbahn mit Zubehör in Form von Stein und Wurzeln. An der Stelle könnte es fast schon das Ende sein, denkt man, denn von hier ist es nicht mehr weit nach Nesselwang. Dummerweise ist der Wanderweg am See auch noch leicht ansteigend und es folgen, zum Spaß, noch zwei Anstiege, wieder in den Berg hinein. Wusste ich. Hier war dann auch die mentale Tiefstphase erreicht. Durchnässt, frierend und kraftlos. Am letzten VP war die Cola aus – Mega – das war die Möhre, die virtuell die letzten 5km vor mir baumelte. Da hilft kein Isodrink als Ersatz.
 
 
Motivation: Minus 5
Nesselwang, Häuser, Menschen – und wieder raus. Trailrunner laufen nicht durch die Zivilisation ins Ziel. Also noch einmal den schmutzigsten Trail suchen, wieder in den Berg hinein und oberhalb von Start/Ziel vorbei. Depriphase. Ziel: das Schlamm-Eldorado von 09:05 Uhr, dieses Mal bergab mit kopfschüttelnden Wanderern garniert.
 
Am Ende erstaunlicherweise 1. AK im Mountainman Trail Cup. Und das nach dem zeitraubenden Verlaufen. Die Konkurrenz auf Cup-Ebene hat in weiser Voraussicht auf Nesselwang verzichtet. 52. Gesamtrang heute, nicht ganz das was ich angepeilt hatte, aber am Ende dann doch ok, da ich mich mehrfach dabei erwischt habe den Begriff „Aufgabe“ verscheuchen zu müssen. Normalerweise liebe ich chaotische Verhältnisse auf den Trails, heute aber war ich weit jenseits meiner Möglichkeiten und der Regen und Temperatursturz auf den letzten 10K hat das Problem extrem verschärft.
 
Dafür, dass ich am letzten Sonntag noch eine komplette Hüftblockade hatte und nicht mehr Laufen konnte, was erst am Donnerstag in der Physiotherapie behoben wurde, bin ich glücklich mit diesem Ende. Kurz vor dem Lauf war ich mir noch unsicher, wie weit ich überhaupt kommen werde.
 

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