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Eigentlich war dieses Projekt für den Herbst geplant, aber Pfingsten bot sich an und ich wollte etwas machen, woraus ich auch in meinem Job als Head of Content bei Outdooractive direkt etwas anfangen kann. Also erkundete ich zwei Tage lang die Wertach vom Ursprung bis zur Mündung in den Lech und wurde ziemlich glücklich mit dem Vorhaben …
141k sind es vom Zusammenfluss von Kaltenbrunnenbach und Eggbach ziemlich in der Mitte zwischen Oberjoch und Unterjoch bei Bad Hindelang. Landschaftlich ein echter Knaller und auf 1078m Höhe gelegen, vereinen sich die beiden Bächlein zum Gemeinschaftsprojekt „Wertach“. Wenig spektakulär, aber doch ziemlich schön.
Start sollte um 08:30 Uhr am Pfingstsamstag sein und Frau Charlotte war auch nur mittelmäßig erfreut mich fahren zu dürfen. 65 Minuten Fahrt sind nicht allzuweit, von daher keine Weltumsegelung.
Tag 1 – Start an der Wertach-Mündung
Bei bestem Wetter und mit nur ein paar Wölkchen geht es los mit dem Run am Flüsschen entlang, denn mehr ist es noch nicht. Munter plätschert es über Stock und Stein des naturbelassenen Flussbetts dahin und bildet schon bald die Grenze zwischen Österreich und Deutschland. Über die nächsten Kilometer sind es vor allem die herrlichen Bergpanoramen der Allgäuer Alpen, die zu begeistern wissen.
Die Route wurde sehr sorgfältig von mir mit den zahlreichen Optionen beim Kartenmaterial von Outdooractive geplant, denn nichts nervt (mich) mehr als beim Laufen ständig aufs Display schauen zu müssen. Eine gute Audio-Navigation bei zeitgleicher Musikberieselung ist mir wichtig.
Die Untergründe wechseln zwischen Feld- und Waldweg, Trail, Asphalt und Kies und wurden so gewählt, dass man nie weit weg von der Wertach ist und auch keine Ortsbesichtigungen vollziehen muss. Wenn ein Trail an der Wertach möglich war, wurde dieser in der Planungsphase auch ausgewählt.
Erstes Zwischenziel, der Grüntensee in voller Länge. Sehr nett und mir gut bekannt, denn hier laufe ich oft, wenn ich in Nesselwang und der Reuter Wanne im Bergtraining bin. Letztes Stück zurück nach Nesselwang: der Grüntensee. Allerdings bin ich dann meist vollständig platt, dieses Mal ganz anders, denn der See ist bereits nach 14k erreicht und das fast ohne Berge, denn die läppischen 400hm auf der Gesamtstrecke verteilen sich gut im ersten Drittel und sind für Bergläufer keine Herausforderung.
Hinter dem Grüntensee, die erste Umplanung, denn der Trail verläuft über Privatgrund und das möchte der Besitzer nicht mehr, wie ein gemaltes Schildchen verrät. Das ist zu respektieren und so wird dieser Abschnitt später geändert.
Rauf und runter geht es, aber nie wirklich anstrengend. Es vergeht auch schon mal eine Stunde ohne Wertach im Blickfeld, aber das ist wegen fehlender Trails nun mal so und das herrliche Alpenpanorama entschädigt dafür.
Schnell wird klar, die Empfehlung für die Strecke lautet auf Trailschuhe oder Hybride. Viele noch feuchte Waldtrails, Wurzelsteige und ähnliche Komplikationen machen die Nutzung von Road-Laufschuhen weniger sinnvoll, auch wenn es viele Kilometer gibt, die sich dafür sehr gut eignen würden.
Hinter einem solchen Wald-Downhill wartet eine hölzerne Hängebrücke, etwa 2 Meter über der Wertach. Sehr idyllisch, nur mäßig schaukelnd, nette Abwechslung. Als Betriebsunfall ist hingegen das ungeschickte Herumfingern an der Garmin zu bewerten, das zu einem Abbruch und dem Speichern der bisherigen Strecke führt. Großartig, 8 Punkte verloren für die nun fehlende Marathon- und schon gar nicht mehr Ultrawertung, denn die Reststrecke liegt leicht unter Marathon. Mit Ärger geht es denn Berg hinauf und auf der anderen Seite gleich wieder hinunter und durchs Gebüsch, über die Felder und am geplanten Trail an der Wertach vorbei. So ist das, wenn man gute Musik auf dem Ohr hat, Meilen frisst und die Route offensichtlich vor einem liegt. Immerhin hat das Unterbewusstsein mitbekommen, dass da irgendwas war. Versteckter Waldtrail, traumhaft schön bei blendendem Wetter …
Es bieten sich unterwegs auch immer wieder Möglichkeiten die Flaschen aufzufüllen. Entweder direkt aus kristallklaren, stark fließenden Bächen oder an Brunnen. Das wird auch bis Augsburg so bleiben. Mann muss das zwar im Hinterkopf haben, aber weder Umwege laufen noch panisch werden.
Kurz vor Marktoberdorf sind 1.5km an einer Landstraße zu laufen, es gibt etwas Verkehr und die Rücksichtnahme hält sich seitens der Autofahrer in Grenzen. Später werde ich eine optionale Alternative in den Routentext aufnehmen, um das zu vermeiden.
In einem der nächsten Wälder ist es ein kleiner Raubvogel, der nur einen Meter über meinem Kopf hinwegzischt. Da dachte ich noch, dass das wohl ein Versehen war. War es nicht! Das Vieh treibt mich förmlich aus dem Wald, nimmt immer wieder „Anlauf“ und begleitet mich aus seinem Territorium. Sorry, war ja nur zu Besuch.
Der Rest des Tages war pure Meilensammelei bis nach Kaufbeuren und nach 68k war ich auch recht happy, diesen längsten Run des Jahres nun abschließen zu können – bis morgen früh jedenfalls. Denn am Sonntag folgt die Back2Back-Fortsetzung mit 73k bis nach Augsburg.
Tag 2 – Von Kaufbeuren nach Augsburg
Nächster Tag, 08:45 Uhr am Bahnhof in Kaufbeuren. Hier parke ich zweimal die Woche auf dem Weg nach Immenstadt, wenn ich ins Büro fahre. Ziemlich ideal, denn hier gibt es immer einen kostenlosen Parkplatz und die Route ist nur 200m vom Bahnhof entfernt, wie praktisch!
Die ersten 10k sind ziemlich relaxt und ich wundere mich selbst, wie frisch ich nach dem Lauf gestern bin. Es fühlt sich an, als ob nichts gewesen wäre. Das wird sich noch ändern! Bei Kilometer 11 vermeldet der Hüftbeuger Unbehagen, wie schon so oft in den letzten Monaten. Das wird nun bis Augsburg so bleiben, auch wenn es zwischendurch immer wieder Lichtblicke gibt. Daran ist nun verstärkt zu arbeiten.
Der große Unterschied heute ist zu gestern der Verlauf der Route, denn heute verlasse ich die Wertach nie mehr als 100m, meist laufe ich direkt am Ufer entlang. Der Jakobsweg verläuft oft auf meiner Route und daher sieht man hier auch deutlich mehr Menschen als am Vortag.
Irgendwann unterlaufe ich die Autobahnbrücke der A96 und weiß, ab hier „nur noch 50K“ und irgendwie ist das Ziel schon fast in Sicht. Schwere Arbeit wurde es, denn der Hüftbeuger würde nun lieber in Türkheim, Ettringen oder spätestens in Schwabmünchen die Regionalbahn zurück nach Kaufbeuren nehmen. Das Aua in der Hüfte ist nervig, den Waden geht es gut. Ich verbiete mir diesen Gedanken und laufe langsamer, mache hier und da Pausen. Zeit ist egal, ankommen entweder vor Sonnuntergang oder Smartphone-Akku leer sind die Prämisse.
Kurz vor Augsburg ist es dann der Akku, der baldige Entleerung mit <20% ankündigt. Bekanntermaßen sind die letzten 20% immer viel schneller weg als die ersten. Das ist nun problematisch, denn die Powerbank mit 5000 mAh hat jene nur auf dem Papier und ist bereits leer. Das Deutschland-Ticket ist auf dem Smartphone unverzichtbar für die Rückfahrt mit dem Zug.
In Augsburg angekommen wird der Zusammenfluss der Wertach mit dem Lech zur Nebensache, schnell geht es hinüber zum Bahnhof und rein in den nächsten Zug. Noch einmal umsteigen und mit 8% stehe ich 40 Minuten später wieder am Ausgangspunkt.
Fazit des Trailrunning an der Wertach
Es hat sich gelohnt. Eine wunderbare Erfahrung an einem tollen Bächlein, welches zum gebändigten Fluss mit zahlreichen Staustufen und Seen wird. Zwei Tage lang habe ich so meinen Alltag entschleunigt, die Natur genossen und bin vor mich hin getrabt ohne Zeit vor Augen. Zeitgleich lief die TorTour de Ruhr, bei der es weniger schönes Wetter hatte, die Bergpanoramen fehlten und die Uhr tickte. Ich freue mich sehr, die richtige Wahl getroffen zu haben!
Die Tour „Wertach River Running“ liegt inzwischen umgeplant, korrigiert und mit einigen Updates versehen bei Outdooractive und kann für ein eigenes Projekt benutzt werden. Viel Spaß dabei!