Die Winter Goggins Challenge – Completed

Wie es ist im Winter die 48h Goggins Challenge zu laufen

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Challenge accepted, dachte ich mir im Januar. Der Zeitpunkt eine Woche vor Ostern könnte gut passen um halbwegs anständige Temperaturen vorzufinden. Und genau so fing es am 23. März um 16:00 Uhr auch an, nur war danach alles anders als gewünscht…

Freitag 16:00 Uhr im Voralpenland – die Goggins Challenge beginnt

Im Prinzip war es der unkomplizierteste „Rennstart“ überhaupt. Niemand außer mir am Start an unserem Gartentor. Der einzige Faktor, der der Sache einen Rahmen gibt, war die Zeit: Punkt 16:00 Uhr geht es los. Kurz-Kurz bei 14 Grad, die Sonne scheint – absolut herrliches Wetter. So geht es am Wald vorbei von Denklingen nach Leeder am Rande des Fuchstals. Eine warme Brise weht aus dem Tal in den Ort und dort wende ich, um über die Felder zurück ins Heimatdorf zu laufen. Die knapp 6,5K sind schnell erledigt, 38 Minuten bei vollkommen entspanntem Tempo. Verbleiben über 3 Stunden bis zum nächsten Start. 20 Minuten benötige ich jeweils, um Facebook zu füttern.

 

Bis zum nächsten Turn um 20:00 Uhr vergeht die Zeit schnell. Beine hoch, Buch gelesen, Abendessen auf 20:45 Uhr verlegt. Um 19:45 Uhr wird die Stirnlampe geprüft. Ich habe mich für die eh noch im Test befindliche Petzl Nao RL entscheiden, meine aktuelle Lieblingslampe.   Es geht wieder los und die rechte Wade macht gleich Ärger. Eine leichte Zerrung nervt auf den ersten 2 Kilometern und ich bin mir gar nicht sicher, ob das nun über 48h Stunden klappt. Doch es wird besser, umso länger ich laufe. Vollmond, aber davon ist wenig zu sehen, denn die Wolken sind dicht. Kein gutes Zeichen. Überall funkelnde Augen im Wald und auf den Wiesen. Leeder ist schnell erreicht und es geht wieder zurück. Großartige Musik aus wilderen Zeiten mit Wave und Indie auf dem Ohr macht die Sache fast schon vergnüglich: Sisters of Mercy, New Model Army, The Mission, The Cure, The Church, Joy Division, Depeche Mode. Was soll da noch schiefgehen? Nach 40 Minuten stehen 13K auf der Done-Liste. Lächerliche Distanz, aber darum geht es ja auch nicht.

 

Samstag 00:00 Uhr – drei Nachtläufe in der ersten Nacht

Mitternacht. Voll aufgetankt und mit Netflix berieselt geht es wieder los. Charlotte ist inzwischen im Bett. Die Müdigkeit ist da, aber ich wollte nicht vorab schlafen, wenn überhaupt. Die Wade zickt nach wie vor herum, aber auch jetzt ist nach knapp 2K alles ok. Wir sind nun bei 8 Grad angekommen, aber immerhin ist es trocken. Die Pace leidet in der Dunkelheit ein wenig. Weiß nicht warum, mir kommt es gleich schnell vor, es pendeln sich aber eher 6:15 statt 6:00 ein, egal – dann ist das eben so. Um 00:45 Uhr sitze ich wieder am Rechner, lade Bilder hoch und hinterlasse ein paar Zeilen auf Facebook. Liest niemand mehr, die schlafen alle und ich hab wieder Hunger. Ein Squeezy Energy- und Proteinshake löst das Problem.  Danach stelle ich mir vorsichtshalber mal den Wecker und versuche etwas zu schlafen. 1:24h sind es am Ende, als um 03:45 das Ding bimmelt. Die Motivation ist, grob gesagt, gruselig. Nicht messbar. Um 04:00 Uhr stehe ich trotzdem wieder am Gartentor und laufe los. Die Wade …. wie gesagt. Blöder Lauf, keine Menschenseele gesehen, saukühler Wind am Rande des Fuchstals, aber immerhin ist man nach 2 Minuten wieder hellwach. Wieder langsamer, aber es ist mir vollkommen egal, ob ich 1-2 Minuten verliere. Um 04:45 Uhr sitze ich erneut am Küchentisch und schreibe ein paar Zeilen, die Katze sitzt daneben und glotzt mich an. Was zum Henker, macht der Typ um die Uhrzeit hier unten?

Dieses Mal schlafe ich nicht, habe einen coolen Film gefunden und auf das Schlafen verzichtet. Um 8 Uhr morgens ziehe ich los und erstaunlicherweise ist die Wade nun gnädig. Danke, Fitnessgott. Kein Dank an den Wettergott! Nach 1500 Metern gibt es Sturmböen, waagerechten Regen, tiefe Pfützen, Schlamm auf den Feldwegen und ich brauche deutlich mehr Kraft für die Strecke. Der Regen kriecht durch jede Ritze und ich hatte noch nicht die Regenklamotten an – da stimmte wohl das Radarbild nicht. Immerhin gibt’s um 08:45 Uhr einen gedeckten Frühstückstisch, Brezn und Obazda, einen großen Latte Macchiato und Family. 

12:00 Uhr – die Pflicht ruft und das Wetter ist halbwegs gut, wenigstens kein Regen, dafür aber starke Böen. Charlotte läuft mal mit und so ist die Runde schnell vorbei. Nach knapp 39K hat sich die Wade nun langsam beruhigt, dafür werde ich müder und der Hunger ist wieder da. Insgesamt werden es am Ende über 6000 kcal sein, die verbrannt wurden.

16:00 Uhr – Glück gehabt. Von 15:15 bis 15:45 Uhr gab es einen reizenden Schneesturm. Zu schade, dass ich erst um 16:00 Uhr wieder los musste. Puuuh! Mit 4 Grad Temperatur ist es nun aber echt frostig, denn der Wind blieb erhalten. 46K im Kasten und der nächste Lauf ist schon wieder ein Nachtlauf. Wie ich mich darauf freue.

20:00 Uhr – Schon wieder Schnee. Dieses Mal blieb ich nicht verschont, aber immerhin hat sich der Wind etwas mehr zurückgehalten. Meine Motivation ist noch ganz gut, das Loslaufen fällt aber von Mal zu Mal schwerer. Knapp 53K auf der Uhr.

Erster Run - alles gut ...
Erster Run - alles gut ...
Smilla fragt sich, was der Typ um 04:45 Uhr am Rechner macht.
Nach dem Armageddon ist vor dem Armageddon.
Sonntag 00:00 Uhr – noch zwei Nachtläufe und dann bis Mittag durchhalten

Die Müdigkeit war zu stark, eine knappe Stunde habe ich geschlafen und umso übler war das Aufstehen um 23:45 Uhr. Überwunden, raus, immer noch leichte Schneeschauer. Es bleibt fast nichts liegen, aber dafür sind die Feldwege nun ganz schön matschig und ich beschließe die Route am Ende zu variieren, damit ich nicht vor Langeweile einschlafe. 

04:00 Uhr – das ist der letzte Nachtlauf. Nummer 6 nach 2 Tagen/Nächten. Mit 60K auf der Uhr laufe ich los und bin relativ frisch, denn ich konnte 2 Stunden schlafen. Lust hatte ich aber trotzdem ungefähr Null. Eiskalte Sache, mit Halsschmerzen komme ich heim und muss mich erst einmal mit einem Minztee entfrosten. Erkältung eingefangen? Könnte sein. Ist aber jetzt auch schon egal, noch 13K und 2 Läufe bis zum Abschluss der Challenge.

08:00 Uhr – vor dem Frühstück geht’s erneut los. Nach 72,5K erreiche ich wieder den gedeckten Frühstückstisch und freue mich Charlotte als Abschlussläuferin gewinnen zu können. Sie freut sich wie blöd, denn das Wetterradar erzählt gruselige Geschichten von Schneestürmen.

12:00 Uhr – der letzte Run. Möglicherweise entkommen wir dem drohenden Wetterchaos noch. Oder auch nicht. Auf den letzten 2 Kilometern gibt’s Sturm, Schnee und Regen im Wechsel oder auch zusammen. Absolut unschön. Aber nun ist alles egal, denn das wars. 

Schnee hat noch gefehlt.
Matsch weicht alles auf.
Charlotte läuft mit.
Ultra-Terrorist, ungefährlich. Will nur laufen ...
Fazit meiner Winter Goggins Challenge

12 Läufe in 48 Stunden, knapp 79 Kilometer Laufstrecke, Winterwetter jeglicher Art, eine zickende Wade, Erkältung mit Halsschmerzen (für die nächsten 2 Tage) aber auch: Stolz, den Mist absolviert zu haben und dabei nicht eingebrochen zu sein. Die Distanz war erwartungsgemäß nicht der limitierende Faktor, das Schlafdefizit war anstrengend – aber kein Killer. Würde ich nicht noch mal machen wollen, denn so spannend war es nicht, aber trotzdem eine nette Erfahrung, die in Zukunft vielleicht hilfreich bei irgendeinem Event sein wird.

Erfahrene Ultraläufer werden mit der Goggins Challenge eher keine Probleme haben. Läufer ohne Langstreckenerfahrung sollten dafür trainieren und auch Nachtläufe ins Programm aufnehmen. Ich würde empfehlen zwischen den Nachtläufen zu schlafen, wenn es geht und 15-20 Minuten vor dem Start den Wecker zu stellen. Kein anstrengendes „Programm“ zwischen den Läufen. Speicher mit Kohlenhydraten immer wieder gut auffüllen und genug trinken!

Ich habe außerdem pro Tag je 10 Tabs Squeezy 100% Pure Amino eingenommen und das war vermutlich auch einer der Schlüssel für den recht entspannten Verlauf der Challenge.

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