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Mehr Bergtraining hat der Coach gesagt und das geht ein paar Kilometer südlicher als bei uns im Alpenvorland in den Ammergauer Alpen, im Allgäu oder natürlich in Garmisch schneller ohne dabei zu viele Kilometer zu sammeln. Der überschaubare Mittenwald-Trail des legendären ZUT bietet sich an …
Wenn man von Farchant ins Garmischer Tal hineinfährt, sieht es nicht selten auf Höhe des Wank wetterseitig ganz schön fies aus. Kenne ich von früher, als ich noch in GAP wohnte. Ein Wolkenloch über der Zugspitze und die Vorhersage des Bergwetters machen aber bessere Laune. Regen ist erst am späteren Nachmittag zu erwarten, und wenn, dann auch nicht zu ergiebig. Rund um den Osterfelderkopf ist mit eher unschönem Wetter und deutlich geringeren Temperaturen zu rechnen. Auch das ist keine Überraschung, die Regenjacke und ein dünnes Notfall-Layer zusätzlich zum Laufshirt wird dafür ausreichen.
Anreise
Mit dem Auto geht’s eine Stunde zum Bahnhof nach GAP, wo man – zumindest in der Früh – wunderbar direkt vor dem Haupteingang für 7 Euro/Tag parken kann. Da die Strecke One-Way ist und keine Rundstrecke, fahre ich von hier mit der S6 der ÖBB in Richtung Innsbruck weiter. Netter Zug, neu, sauber und unpünktlich – liegt aber mit Sicherheit daran, dass man auf einen deutschen Zug warten musste, der natürlich unpünktlich einfuhr. 20 Minuten später endet die wilde Fahrt dann auch schon in Mittenwald.
Start in Mittenwald
Um 08:30 Uhr ist hier nichts los, obwohl inzwischen Saison und Urlaubszeit in einigen Bundesländern – bei uns noch nicht. Schöner Startplatz, ein öffentliches WC vor dem Bahnhof, Bänke zum Richten des Equipments, Mega-Wetter. Kaum noch Wolken, dafür aber schon deutlich über 20 Grad und extrem schwül, da es in der letzten Nacht sehr ausgiebig geregnet hat. Der erste Kilometer verläuft durch den Ort nach Norden zum Trail und ist entspannt. Daran wird sich auch bis zum Schloss Elmau nicht viel ändern, denn Plan B Event hat die Strecke ausgesprochen zivil geplant, was die ersten 12km bis zum Schloss Elmau angeht. Hinter dem Schloss wird es in Richtung Wamberg etwas steiler, flacht sich aber zum Brauneck wieder ab. Steiler wird es ab der Brücke in der Partnachklamm und vor allem im sehr ruhigen Reintal auf dem Singletrail.
Bis zum Schloss Elmau lässt sich die Strecke sehr gut auch mit Straßen-Laufschuhen laufen, da es gekieste Wege und Waldböden sind, nur kurz vor Elmau geht es recht steil auf einem engen und ausgesetzten Trail hinunter, der selten trocken und somit ziemlich schmierig ist.
Ist das imposante Schloss (Hotel) Elmau erst einmal passiert, geht es ein kurzes Stück über die Straße hinüber zum Wanderweg auf den Wamberg. Es warten ein paar Steigungen, mal moderat, mal auch etwas steiler – aber immer gut ausgebaut. Oben angekommen geht es flowig rauf und runter zum etwas tief gelegenen Brauneck und ebenso zum Eckbauer mit seiner Bergstation. Hier gibt es eine öffentliche WC-Anlage und eine Pausenoption, ich habe nur die Flaschen aufgefüllt.
Der folgende und sehr schnelle Downhill über die Serpentinen hinunter in Richtung Partnachklamm sind ein großer Spaß, auch wenn hier die Wandererfrequenz stark erhöht ist. Gleiches gilt für die Partnachklamm, die wir über die provisorische Brücke passieren. Spätestens hier sind Trailschuhe angesagt, sonst nimmt das kein gutes Ende.
Wildschutzgebiet Reintal
Ganz anders ist dagegen das Reintal. Hier habe ich kein einzigen Wanderer getroffen, obwohl die Natur hier besonders schön ist und gelegentlich Steinböcke den Trail passieren. Teilweise ausgesetzt und mit umgestürzten Bäumen garniert, windet sich der Pfad nach oben und ist nicht immer laufbar. Das liegt an steilen Passagen, aber auch am Trail selbst. Dieses Teilstück auf etwa 4 Kilometern Länge ist es aber, welches den Mittenwald-Trail des ZUT eben doch von einem Einsteiger-Trail unterscheidet. Hier kann und muss man viel Kraft investieren und dennoch damit haushalten, denn nach dem Ausstieg aus dem Trail und Übergang auf die „Wander-Autobahn“ zur Hochalmbahn geht es kurz hinter der Bahnstation wieder steil nach oben mit oft flüchtigem Kies-Untergrund.
Auch hier und bis zur Bergstation des Alpspitzbahn (sowie der Hochalmbahn) sind viele Wanderer unterwegs, dafür gibt es aber grandiose Ausblicke in die umliegende Bergwelt und viele Menschen mit unpassenden Klamotten, die die Berge im Hawaii-Hemd und in Fashion-Schühchen erkunden – ohne Jacke und Wetterschutz.
Ausblicke gab es kaum, wegen sehr dichter Wolken und die Temperatur wechselte auch von superschwül bei fast 30 Grad auf unangenehm kühl bei etwa 12 Grad mit leichtem Regen. So kam dann doch die Regenjacke zum Einsatz, denn erfahrungsgemäß wird die Witterung zwischen den Bergen und unterhalb des Nordwandsteigs nicht besser.
Irgendwann war dann auch die Bergstation erreicht und somit auch das Pausenziel mit Verpflegung. Wer hier keine Lust mehr hat oder den Abstieg wegen schlechtem Wetter vermeiden möchte (kann rutschig werden), kann hier mit der Alpspitzbahn nach GAP abfahren. Allerdings ist der Trail bergab viel zu schön, um darauf zu verzichten.
Downhill nach GAP – die letzten 10 Kilometer
Etwas alpine Erfahrung sollte man für den Trail mitbringen, zumindest wenn es laufend hinunter geht und nicht gehend. Die Beine sind nach 30K und 1900hm müde, es ist aber wichtig hier die Kontrolle zu behalten und nicht zu kraftsparend und flach zu laufen, da ein Stolpern hier und da sehr schmerzhaft oder schlimmer enden kann. Viel Stein, rutschige Kehren, enge Teilstücke und oft ausgewaschene Rinnen prägen das Trailbild für knappe 4 Kilometer, bis man erneut auf die Wander-Autobahn trifft, die wir vorher beim Verlassen Reintal-Anstiegs erreicht hatten. Allerdings bleibt uns jetzt dieser Teil erspart und es geht zügig bergab über das Kreuzeck und seitlich am Kochelberg hinunter nach GAP. Da man fast immer Talblick hat, ist das Ziel sehr präsent und motiviert. Wer schon weiß, dass es mit der Wasserversorgung bis zum Ziel eng werden könnte, sollte im oberen Abschnitt die Möglichkeiten nutzen, das es zwischendurch und über die Skipisten kein ablaufendes Trinkwasser gibt und erst unterhalb der Drehmöser-Hütte (3km vor dem Bahnhof) wieder Bergwasser am Fels hinabläuft.
Fazit
Schöne Strecke mit moderatem Einstieg, leicht alpinen Abschnitten, absolut ausreichend Versorgungsmöglichkeiten und einem halbwegs schnellen Ende nach dem höchsten Punkt. Die Streckenlänge lag bei mir bei 42,6 Kilometern mit 1.900 Höhenmetern – 2.120 Höhenmeter wurden abwärts gelaufen. Die Ehrenrunde rund um das Ziel beim ZUT habe ich mir gespart. Reine Laufzeit 6:11 Stunden, ohne Anspruch schnell zu sein.