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Socke ist nicht gleich Socke und schon gar nicht, wenn man darin in schwierigem Gelände Stunde um Stunde Kilometer und Höhenmeter sammelt, wie ich das nun mal tue. Wenn eine Socke also unter diesen Bedingungen punktet, ist sie auch für die ganz normalen Läufe mehr als qualifiziert. Leider findet man selten wirklich gute Strickware und hängt am Ende in einer Endlosschleife mit den Klassikern. Bauerfeind ist neu im Schrank und absolut einen Versuch wert.
Die Bauerfeind Trail Run Sock wurde mir freundlicherweise kostenfrei zur Verfügung gestellt und ich möchte, wie immer, ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich für nichts und niemanden Gefälligkeitsbewertungen schreibe.
Das Mitbewerberfeld der Trailrunning-Socken
Ja, ich habe jede Menge Socken. Hinlänglich bekannt. Das gute aus Herstellersicht ist, es liegt in der Natur der Dinge, dass Socken zu dem Equipment gehören, die zwischen einem und vielen Dutzend Runs, selten auch eine dreistellige Anzahl von Trainingseinheiten aus dem Survival-Mode ins Nirvana wechseln. In den letzten Jahren haben sich im Bereich der Kompressionsware vor allem X Socks und CEP bei mir eine Heimat gesucht. In diesem Sommer habe ich mit Rollo Socks experimentiert, weil ich nach einer Socke suchte, die mir mehr Halt und Kompression um die Fesseln herum anbietet. Das hat gut funktioniert und so gehört nun auch Rollo, je nach Training, zu meinen Favoriten.
Für viele Adventure-Runs mit dem Potential Blasen zu verursachen, wofür ich wenig anfällig bin, wähle ich überaus gerne halbhohe Zehensocken aus dem Injinji-Regal.
Nun also Bauerfeind. Eine Marke, die mich seit vielen Jahren immer dann begleitet, wenn ich es mal wieder übertrieben habe oder einen Sturz verarbeite, nämlich mit Bandagen für Oberschenkel, Waden, Support an der Achillessehne und dergleichen mehr. Nach langen Events wähle ich auch gerne deren lange Recoverysocks.
Inzwischen ist Bauerfeind mit einem kleinen Sockensortiment in Mid Cut Länge und auch Ultralong für Trailrunner am Start. Wenige Farboptionen, ein Anfang – immerhin gefällt mir mein Testobjekt persönlich sehr gut und passt in mein Portfolio.
Bauerfeind Trailrunning Socken Mid Cut – die Fakten
Stolze 24.90 Euro kosten die halbhohen Trailrun Socks von Bauerfeind. Damit spielt Bauerfeind in der Premium-Liga und wenn sie halten was die Marketingabteilung verspricht, ist das trotzdem absolut ok. Der Straßenpreis liegt etwa bei 20 Euro, dazu gesellen sieh dann aber noch die Versandkosten. Es lohnt ein Auge auf den Bauerfeind-Shop zu werfen, denn ab 25 Euro versendet man dort versandkostenfrei. Selbst bei zwei Paar könnte der Fabrikeinkauf damit günstiger sein als im Handel – nur mal so.
Ausgeliefert wird im Pappfolder und ohne Tüte. Danke! Was mir immer sofort auffällt, ist die klare Kennzeichnung nach L und R auf der Socke. Ist auch ohne Lesebrille gut erkennbar, an so etwas denkt die Gen Z normalerweise nicht, ist hier aber gut gelöst. Daraus darf der Leser schlussfolgern, dass die Socken somit auch einen angepassten Strick für linken und rechten Fuß haben. Alles andere wäre in dieser Klasse auch ungewöhnlich (schlecht).
Die Größenraster umfassen immer drei Größen. Ich trage normalerweise 42 2/3 und bin mit 42-45 sehr gut bedient. Obwohl ich damit am unteren Ende der Skala liege, sitzt die Socke stramm und wirft keinerlei Falten. Beim Anziehen fällt direkt der enge Einstieg auf. Man benötigt auch bei Bauerfeind ein wenig Geduld die Strickware über den Vorfuß zu ziehen. Das ist kein Nachteil, denn sitzt der Socken erst einmal, vermittelt das Stück ein sehr kompaktes und stützendes Gefühl rund um die Achillessehne. An der Stelle sei eine gewisse Ähnlichkeit zu den Rollo Socks erwähnt, deren USP auch Stabilität am Fußgelenk verspricht.
Stabilität am Fußgelenk – realer Nutzwert oder Wunschdenken?
Butter bei die Fische, ich bin kein Spezialist für Kompressionsstrickware. Ich bin Hardcore-Anwender und versuche auf den mehreren Tausend Trainings- und Wettkampfkilometern im Jahr echte Nutzwerte zu filtern. Ob eine Kompressionssocke durch den Strick an sich ein Fußgelenk per se vor Verdrehen oder Umknicken schützen kann, ist diskussionswürdig. Allerdings fällt auf, dass bei langen Läufen und vor allem bei vielen Höhenmetern die Muskulatur ermüdet und es einen deutlich spürbaren Unterschied zwischen klassischer Strickware und verstärkten Kompressionssocken mit Support am Fußgelenk gibt.
Dazu kommt der Umstand, dass ich (leider) im abgelaufenen Jahr durchgehend Probleme mit den Faszien rund um die Achillessehne hatte und immer noch habe. Auch hier gibt es ganz subjektiv ein deutlich besseres Tragegefühl mit der Bauerfeind Trailrun Socke. Eine Verletzung an der linken Wade, ausgehend vom Sprunggelenk links, ließ sich mit der Mid Cut Version sehr effektiv auf ein gutes Niveau senken, sodass ich fast nichts mehr spürte. Das ist eigentlich nicht der Job einer solchen Socke, nehme ich aber gerne mit.
Die durch die graduelle Kompression optimierte Durchblutung hat darüber hinaus vermutlich einen ebenfalls unterstützenden Effekt.
Es lässt sich also zusammenfassen: Die mir bekannten Vorteile der Rollo Socks werden übertroffen, die Mid Cut Länge ist zumindest für meine Wadenlänge ideal, ich spüre eine tatsächliche, gute Unterstützung am Gelenk.
Tragekomfort, Trocknungsverhalten und Belüftung
Der Vorfußbereich ist gut verstärkt und recht weich, aber keine Sänfte. Es gibt weichere Vorfußsegmente, diese führen aber in der Regel zu einer verminderten Belüftung und schlechteren Trocknung. Insofern ist das gefundene Mittelmaß eine mutmaßlich gute Lösung. Gilt übrigens auch für den Fersenbereich.
Gerade im Winterhalbjahr komme ich öfter mit nassen Socken vom Training heim. Meine zwei Ammersee-Ultras im November und Dezember waren Beispiele dafür. Auf der Langstrecke können nasse Socken zu einem massiven Ärgernis werden, denn aufweichende Haut neigt besonders schnell zur Blasenbildung und wird empfindlich. Man ist also gut beraten ein potentes System aus Laufschuh und Socken am Start zu haben, wenn es nass werden könnte. Als Schuhspezialist vertraue ich dabei sehr gerne auf die ausgezeichnete Drainage von Topo Athletic Laufschuhen. Also ab in die nächste große Pfütze und dann durch einen Rest sulzigen Schnee, um auf Nummer sicher zu gehen.
Das Ergebnis: Feuchtigkeit wird gut abgeleitet, die Socke blieb natürlich auch die folgende Stunde feucht, aber nicht triefend nass. Der hohe Anteil an Polyamid (90%, Nylonfasern) kann eh nur wenig Feuchtigkeit speichern. Eine natürliche Komponente wie Baumwolle oder Merinowolle fehlt, 10% Elasthan machen die Socke geschmeidig und komfortabel am Fuß. Es ist kein Geheimnis, dass ich sehr gerne Merinosocken beim Laufen trage, weil sich diese auch im nassen Zustand noch gut anfühlen. Die vorliegende Bauerfeind ist rein synthetisch, macht aber einen wirklich guten Job.
Generell ist die Belüftung gut, ob das an der sogenannten Air Channel Sole liegt, sei dahingestellt – mich interessiert nur die Funktion.
Testergebnis Bauerfeind Trail Run Socks Mid Cut, Ausführung Bright Lemon
Ich habe länger darüber nachgedacht, ob mich das sehr gute Ergebnis nun überrascht oder nicht. Immerhin ist es mein Erstling aus deutschem Hause (Hergestellt in Italien, in der Regel bei Strickware ein echtes Qualitätsmerkmal). Auf der anderen Seite habe ich bereits eine Schublade voll mit Bauerfeind-Produkten, die mich nicht enttäuscht haben und auch eine Ewigkeit halten. Nein, ich bin nicht überrascht und trotzdem angetan nach bisher 60K aus 4 Einheiten und einigen Höhenmetern in unwegsamen Gelände, auf Asphalt, Kies- und Waldtrail.
Die Socke kann bedenkenlos empfohlen werden, wenn Du Dir ein Plus an Stabilität am Fußgelenk wünscht, wenn Deine Achillessehne nervt, wenn die Faszien um die Sehne schmerzen oder Du Schwellungen hast.
Produktlink & Infos: Bauerfeind Trail Run Socks Mid Cut